Boden und Lage - Wo die Reben wurzeln
Beitrag veröffentlicht am 11. Juli 2023

Die Rebe ist das Sprachrohr des Bodens
Die Weinbauregionen Deutschlands verfügen über eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bodenstrukturen. Im Boden ist das Gedächtnis der Natur gespeichert. Diese aufgezeichnete Erdzeit-Geschichte kann aufgrund ihrer geographischen Eigenheiten immer wiederkehrende, schmeckbare Konstanten hervorbringen. Ist der Boden zum Beispiel von Schiefer oder Kalk geprägt, werden sich diese Komponenten auch in dem Wein wiederfinden und ihn charakterisieren. Erst die unterschiedlichen Bodenstrukturen der einzelnen Anbaugebiete - vom lockeren sandigen Untergrund über Lehm- und Löss-Böden bis zum brüchigen Schiefer oder harten Granit - garantieren die Rebsorten- und Geschmacksvielfalt deutscher Weine und machen sie in ihrem breiten Angebot einzigartig.
Das Zusammenspiel von Lagen, Klima und Winzer
Die besten Voraussetzungen für den Weinbau in Deutschland liefern süd- oder südwestexponierte Hänge in geschützten Tälern, wie am Rhein und dessen Nebenflüssen oder an Elbe, Saale und Unstrut. Das rührt daher, dass die Sonnenbestrahlung an den Hanglagen viel intensiver ist als in der Ebene. Außerdem profitieren die Südhänge von einer insgesamt längeren Sonnenscheindauer.
Terroir: Schmeckbare Herkunft des Weines
Wenn es um Terroir geht, kommt vor allem dem Boden eine zentrale Rolle zu. Aber der Begriff umfasst längst nicht nur die Bodenstruktur des Weinbergs. Vielmehr verdeutlicht die Bezeichnung „Terroir“ die Komplexität des Weinbaus, bei dem mehrere Faktoren ineinandergreifen, sich ergänzen und letztendlich eine Einheit bilden. Die Intention des Terroir-Gedankens ist, dass der Wein ein geschmackliches Spiegelbild seiner bestimmbaren Heimat ist und den Charakter seiner Herkunft schmeckbar macht. Er schließt deswegen neben dem Boden auch die Rebsorte, die besonderen klimatischen Verhältnisse und natürlich die Arbeit des Winzers mit ein. All diese Faktoren werden unter dem Begriff „Terroir“ zusammengefasst und sind untrennbar miteinander verbunden.
Der Winzer muss erkennen, welche Rebsorte für seinen Weinberg und seinen angestrebten Weinstil am besten geeignet ist. Dabei muss er die klimatischen Besonderheiten berücksichtigen. In dieser Konstellation - Boden, Klima, Rebsorte und Winzer - entsteht bei harmonischem Zusammenspiel der unverwechselbare Charakter eines Weines. Damit bietet das Terroir in seiner jeweiligen geographischen Begrenzung durchaus geschmackliche Sicherheit. In den richtigen Händen kann nahezu jede Bodenformation großartige Weinqualitäten hervorbringen. Ausgezeichnete Weine von mehr oder weniger unbekannten und nicht historischen Weinbergen haben dies in den letzten Jahrzehnten eindrucksvoll bewiesen.
Die Lagenweine der Winzervereinigung Freyburg stammen von folgenden Lagen: Weimarer Poetenweg, Seeburger Himmelshöhe, Steigraer Hahnenberg, Höhnstedter Steineck, Höhnstedter Kreisberg und Dorndorfer Rappental.
Weimarer Poetenweg
Der "Weimarer Poetenweg" liegt im Weimarer Land unweit der Dichterstadt Weimar. Der Hang befindet sich klimatisch in einer Wärmeinsel des Thüringer Beckens mit vielen Sonnentagen. Hier sorgen nördlich kühlere Winde für eine Luft mit geringer Feuchtigkeit. Das begünstigt trockene Weine mit einem höheren Säureanteil und dementsprechend guter Lagerfähigkeit. Die Säure schmeckt dabei jedoch nicht vor. Die einzigartigen Bedingungen eines sehr besonderen Muschelkalkverwitterungsbodens motivieren den Anbau spezieller Rebsorten: Auxerrois, Cabernet Blanc, Grauburgunder, Müller-Thurgau, Muscaris, Rieslaner, Riesling, Sauvignon Blanc, Silvaner, Blauer Zweigelt, Dornfelder und Frühburgunder.
Seeburger Himmelshöhe
Die "Seeburger Himmelhöhe" befindet sich an der Westseite des Süßen See, westlich der Saalestadt Halle gelegen und ca. 50 km nördlich von Freyburg entfernt. Weinhänge der Weinbaugemeinde Höhnstedt schließen an den See an. Eine Erhebung in Nachbarschaft des Sees wurde Namensgeber für die Weinlage. Von dieser Lage stammt die Weißburgunder Spätlese „Seeburger Himmelshöhe“, die typische Aromen von Äpfeln und Birnen aufweist.
Steigraer Hahnenberg
Nordwestlich von Freyburg gelegen, erstrecken sich die Weinberge der Weinbaugemeinde Steigra. Von der Weinlage „Steigraer Hahnenberge“ stammt eine Riesling Spätlese. Muschelkalkböden, Bundsandstein und Löss geben dieser Spätlese ihren rassigen Charakter. Erwähnt wurde der Weinbau in Steigra bereits im 13. Jahrhundert. In einer Urkunde zur Kirchweihe 1207 wurden Weinberge erwähnt, die zum Kloster Reinsdorf gehörten. Das man vom ersten bis zum letzten Hahnenschrei im Weinberg zu arbeiten hat, soll der Lage ihren Namen gegeben hat. So sagen es zumindest die Winzer der Weinbaugemeinde.
Höhnstedter Steineck
50 km nördlich von Freyburg liegt die Weinbaugemeinde Höhnstedt - Gelegen an den Mansfelder Seen, Nahe der Saalestadt Halle. Bundsandstein, rote und bunte Schiefertone sind für die Weinlage „Höhnstedter Steineck“ prägend. Den Namen erhielt die Lage Höhnstdter Steineck vermutlich von einem Steinbruch östlich von der Weinbaugemeinde Höhnstedt. Typisch für die Gegend sind die Weinberghütten, die teilweisen, ähnlich Erdhöhlen, in den Weinberg gebaut wurden. Von dieser Weinlage, stammt die Traminer Spätlese, die mit einem einzigartigem Rosenbukett wie geschaffen ist, für Liebhaber aromatischer Weine.
Höhnstedter Kreisberg
1920 wurde die Weinlage „Höhnstedter Kreisberg“ als Musterweinberg angelegt. Die ansässigen Winzer sollten sich mit neuartigen Pfropfreben vertraut machen. Dafür kaufte die damalige Kreisverwaltung diesen Berg. Daraus entstand die Lagenbezeichnung Kreisberg. Geprägt wird die Landschaft mit ihren Weinhängen außerdem durch die Weinberghütten, die als Erdhöhlen in den Hang gebaut wurden. Die Spätburgunder Spätlese stammt von dieser Weinlage. Seine Beerenaromen von Erdbeeren, Kirschen und Brombeeren, teilweise schwarze Johannisbeeren und die Lagerung im Holzfass machen aus diesem kräftigen Rotwein etwas ganz besonderes.
Dorndorfer Rappental
Eine strategisch günstig gelegene Weinlage ist das „Dorndorfer Rappental“. Sie grenzt an das Weindorf Dorndorf und liegt unterhalb des bekannten Segelflugplatz Laucha an der Unstrut. Sie ist auf der einen Seite durch die Unstrut begrenzt, auf der anderen Seite wird sie durch einen Höhenzug geschützt. Viele Sonnenstunden im Jahr und eine Hangneigung von 55 Grad sowie Muschelkalkboden sind die besten Voraussetzungen für den Weinbau. Der Grauburgunder für die Spätlese wächst hier. Dabei handelt es sich um einen edlen Weißwein mit Aromen von Pfirsich, Birne und einen Hauch Honig.
Freyburger Himmelreich
Das Freyburger Himmelreich hat etwas ganz Besonderes. Die Weinlage liegt in den drei Ortschaften: Freyburg, Müncheroda und Zscheiplitz. Je nach Heimatgefühl kann die Lage „Freyburger, Müncherodaer oder Zscheiplitzer Himmelreich“ heißen. Einzellagen brauchen nach Deutschem Weinrecht zwingend eine Ortsbezeichnung und da die Dörfer Müncheroda und Zscheiplitz genau wie Freyburg auf eine lange Weintradition zurückblicken, wurde entschieden: Drei Namen – eine Lage! Der liebliche Lagenwein Solaris stammt von dieser Weinlage. Es handelt sich um einen fruchtigen Wein mit komplexen Aromen exotischer Früchte. Solaris gehört zu den PIWI Weinen. Es handelt sich dabei um pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die eine besonders starke Widerstandskraft gegen Rebkrankheiten aufweisen.