Weinbau in der DDR
Beitrag veröffentlicht am 25. Juli 2022

Die Versorgungsengpässe in den Fünfzigerjahren führten unter anderem dazu, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Kartoffeln dem Weinbau übergeordnet wurde. Die 1934 gegründete Winzervereinigung Freyburg musste 1951 ihre Selbstständigkeit aufgeben und sich der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)” anschließen. Kleinere private Winzerbetriebe der Region mussten ihre traditionsreichen Weinberge ebenfalls an Agrargenossenschaften abgeben. Diese Agrargenossenschaften übernahmen dann den Weinanbau in der DDR. Absatzprobleme kannte man in der Region nicht, die produzierten Mengen waren zu gering für den DDR-Markt. Aufgrund der geringen Anbaufläche von unter 200 Hektar im Gebiet Saale-Unstrut, wurden so nicht einmal zwei Prozent des Weinbedarfs der DDR mit den einheimischen Erzeugnissen gedeckt.
Um der wachsenden Nachfrage in den 1960er Jahren gerecht zu werden, wurde nach einem Ministerratsbeschluss neue Flächen für den Weinanbau in der DDR ausgewiesen. Dennoch gehörte auch Glück dazu, einen der Weine in normalen HO-Läden zu finden. Zumeist war der Verkauf nur in Delikat-Läden, in Interhotels und selten auch an einem Getränkestand möglich. Ein Direktverkauf durch die Genossenschaften war nicht erlaubt. Der Verkauf an Privatleute war sogar verboten, die Verteilung der Weine erfolgte über Berlin.
Weinanbau in der DDR – Improvisationskünste waren gefragt
Mit den Versorgungsengpässen im Land hatte auch der Weinanbau zu kämpfen. Es fehlte an so vielem: Baumaterial, um die Keller zu erweitern, oder einfach nur verzinkter Draht um die Reben in Form zu halten. Als man dann in den 1970er Jahren auch noch die Anweisung bekam, in großen Mengen Importweine zu verarbeiten, kam die Winzergenossenschaft Freyburg schnell an ihre Grenzen. Bei bis zu 3,5 Mio. Liter zusätzlich pro Jahr abgefüllten Flaschen, importiert aus Spanien, Italien oder Bulgarien, fehlte es an ausreichend Tanks aus Säure-resistentem Edelstahl. Man behalf sich mit Stahltanks, welche mit Glas-Emaille ausgekleidet wurde. Statt Edelstahlleitungen, über die normalerweise der Wein von Fass zu Fass gepumpt wurde, besorgte man sich armdicke Leitungen aus Jenaer Glas. Diese sind säureresistent und haben den Vorteil, dass man sehen konnte, was in ihnen floss. Brillant, aber heutzutage nahezu unbezahlbar.
Der typische Geschmack der Region
Entwicklung des Weinbaugebietes